Freiwillige Feuerwehr? Es gibt doch sowieso die Berufsfeuerwehr!
Dass der überwiegende Teil von Deutschland von rein Freiwilligen Feuerwehren betreut wird ist vielen Bundesbürger nicht bewusst. Oft herrscht die Meinung, dass es ehrenamtliches Engagement nur auf dem “flachen Land gibt”. Die Freiwilligen Feuerwehren sind aber nicht nur in kleinen Gemeinden eine wichtige Stütze des deutschen Notfallsystems, sondern auch in Millionenstädten.
Obwohl die Feuerwehr in Deutschland ein sehr hohes Ansehen hat ist meist unbekannt wer “Die Feuerwehr” überhaupt ist. Dann passiert es schon, dass Freiwillige Feuerwehrleute als Berufsfeuerwehrmänner angesprochen werden. Nun was ist daran schlimm? Eigentlich nichts, eher ist es ein Kompliment, wenn das Hobby so professionell ausgeführt wird, dass Außenstehende einen Beruf vermuten. Andererseits zeigt es auch wie wenig die Bürger über die Frauen und Männer wissen, die freiwillig und ohne Bezahlung Dienst am Nächsten leisten. Dies ist nicht nur ein “nettes” Hobby von Leuten die gerne mit dem Feuer spielen und mit Blaulicht durch die Straßen fahren. Nein, es ist eine der Säulen, wenn nicht gar die Säule des deutschen Notfall- und Katastrophensystem die uns deutschen Bürgern einen Sicherheitsstandard gibt der zu den besten weltweit gehört.
Zuerst einmal muss der Mythos Berufsfeuerwehr aufgeklärt werden. Die verbreitete Annahme das in Städten überwiegend Berufsfeuerwehren gibt ist falsch. In ganz Deutschland existieren lediglich rund 100 Berufsfeuerwehren, also mindestens ein Löschzug mit ca. 16 Mann, der Tag und Nacht in Bereitschaft steht. In den restlichen Städten und Gemeinden wird hingegen der Brandschutz von überwiegend rein Freiwilligen Feuerwehren gewährleistet, die teilweise durch hauptberufliche Kräfte unterstützt werden. Somit werden nahezu 70 % der Bevölkerung in Deutschland von Freiwilligen Feuerwehren ohne Berufsfeuerwehr betreut. 31 % der Bevölkerung lebt in Städten mit Berufsfeuerwehr, allerdings gibt es hier trotzdem auch Freiwillige Feuerwehren die die Berufsfeuerwehr unterstützten. Vor allem in den Randbereichen der Stadt fahren sie eigenständige Einsätze und treffen weit vor der Berufsfeuerwehr an der Unfallstelle ein. Die tatsächliche Einwohnerzahl die von Freiwilligen Feuerwehren betreut wird liegt somit noch weit höher.
Zu wenig Berufsfeuerwehren?
Stellt sich die berechtigte Frage ob ein Mangel an berufsmäßigen Feuerwehrleuten in Deutschland vorherrscht. Wird gar auf Kosten der Sicherheit Geld gespart?
Würden die Freiwilligen Feuerwehren durch Berufsfeuerwehren ersetzt werden, ergäbe dies ein nicht finanzierbares System. Zwangsläufig müsste der derzeit hohe Sicherheitsstandard massiv herabgesetzt werden. Derzeit gibt es in den deutschen Bundesländern Eintreffzeiten der Feuerwehr von 10 bis 15 Minuten, die oftmals weit unterschritten werden. Schaut man hingegen in Ländern ohne Freiwillige Feuerwehren, sind Eintreffzeiten von 30 oder mehr Minuten nichts Außergewöhnliches. Dies liegt daran, dass in der Bundesrepublik eine hohe Dichte an Freiwilligen Feuerwehren vorherrscht und somit direkt und schnell auch außerhalb von großen Städten geholfen werden kann. In anderen Staaten kommen in solchen Fällen Berufsfeuerwehren aus der nächstgrößeren Stadt zum Einsatz, die lange Anfahrtswege haben.
Die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland
Auch in den Freiwilligen Feuerwehren ist zu spüren, dass die fetten Jahre vorbei sind. Neben Einsparmaßnahmen zeigt sich dies vor allem auch bei den Mitgliederzahlen. Die Zahl der Berufspendler steigt, Angst vor dem Arbeitsplatzverlust und rückgängige Geburtenraten stellen die Feuerwehren vor neue Probleme. Diese Entwicklung ist aber nicht gänzlich schlecht, denn in manchen Bereichen wurde sicherlich auch Misswirtschaft betrieben. So führen knappe Kassen dazu, dass Feuerwehren nachdenken müssen, wo Einspar- und Verbesserungspotential liegen. Auch sind aufgrund der Nachwuchsproblematik Themen wie Öffentlichkeitsarbeit und Dienstleistungsorientierung vermehrt in dem Mittelpunkt getreten.
Deutschland kann sicherlich stolz sein auf seine Freiwillige Feuerwehr, aber man muss sich dringend überlegen wie die nächsten Jahrzehnte erfolgreich gemeistert werden können. Die Gesellschaft muss sich einerseits im Klaren sein, dass der Staat nur funktionieren kann wenn jeder sich in einer bestimmten Form engagiert. Wenn alle nur “nehmen” kann ein System wie die Freiwillige Feuerwehr nicht bestehen. Aber auch die Feuerwehr selbst muss sich überlegen was sie für Anreize bieten kann. Flexibilität und Mitgliederförderung werden in nächster Zeit wichtige Themen sein, denn nur, wenn für die Feuerwehr, wie auch die Mitglieder eine Win-win-Situation entsteht, können langfristig Mitglieder hinzugewonnen werden.
Denken Sie also beim nächsten Einsatz daran, ob als Beteiligter oder Unbeteiligter, wahrscheinlich sind es wieder ehrenamtliche Kräfte, die ihre Zeit opfern, um professionelle Hilfe zu leisten.
Quelle: Feuerwehrleben